Text: Victoria Kuhn und Werner Kirchhoff
Fotos: ADDI creare-imagos
Erschienen auch bei Motorrad & Reisen im Heft 89.
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Anlässlich unserer jeden ersten Samstag im Monat stattfindenden Hausrunde befahren wir immer wieder altbewährte und neue Routen rund um unser „Altstadt Hotel zur Post Stralsund“. Dieses Mal haben wir als Gäste schon „eingefleischte Inselkenner“ dabei und deshalb entschließen wir uns, eine neue Tour in Richtung Rostock zu kreieren, um dabei gleichzeitig unseren Radius nach Westen zu erweitern.
Wir starten den Tag nach einem guten Frühstück im Hotelrestaurant mit einem kurzen Briefing in der MOTOBIKE-AREA im ersten Untergeschoss des „Altstadt Hotels zur Post Stralsund“. Im Wesentlichen geht es dabei um die westlich von Stralsund liegende Region und insbesondere um die heutigen Hauptzielpunkte Warnemünde und Bad Doberan.
Mit von der Partie sind unsere drei Hausgäste aus Berlin, Susanne aus der Mecklenburgischen Schweiz, Roland aus dem schwäbischen Mutlangen und ich, Werner – heute mal wieder als Tourguide. Außerdem ist mein BASECAMP OSTSEE-Team im Begleitfahrzeug dabei: Addi als Fotograf, Stephan am Videogerät, Victoria zur redaktionellen Begleitung und Kathleen am Steuer. Alle sind wahnsinnig gespannt und ganz verwundert darüber, dass es nicht wie eigentlich erwartet – obwohl gar nicht so angekündigt – auf die Insel Rügen geht. Schnell aber gelingt es mir, allesamt von der so noch zu scoutenden Route „East goes West“ zu begeistern.
Altstadt Hotel zur Post Stralsund – Altenpleen – Barth – Fuhlendorf – Saal – Ribnitz-Damgarten – Neuheide – Graal-Müritz – Markgrafenheide – Fährhafen Hohe Düne – Warnemünde – Nienhagen – Bad Doberan – Bartenshagen-Parkentin – Rostocker Hafen – Bentwisch – Mandelshagen – Marlow – Eixen – Richtenberg – Altefähr – Altstadt Hotel zur Post Stralsund
Und schon geht es hinaus aus der Altstadt Stralsunds in Richtung Groß Mohrdorf nahe dem Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Begleitet vom jetzt schon heißen, aber wunderschönen Wetter, cruisen wir nach Altenpleen und streifen damit den drittgrößten Nationalpark Deutschlands (786 Quadratkilometer), dessen landschaftliche Schönheit und Tierreichtum weithin bekannt sind. Nach Groß Kordshagen erreichen wir dann Barth, eine der Städte im Ostseeraum, die für sich in Anspruch nehmen, mit der sagenhaften, versunkenen Stadt Vineta in Verbindung zu stehen, was wissenschaftlich allerdings nicht bewiesen ist.
Für einen kleinen Kaffeestopp können wir hier die Landbäckerei Norbert Dabels in Pruchten (auch am Wochenende am frühen Vormittag geöffnet) empfehlen. Dort lässt es sich mit den Motorrädern einfach gut vor der Tür stehen.
Nach der Durchfahrt von Barth fahren wir immer weiter geradeaus bis zu unserem ersten kleinen Zwischenziel: am Alten Hafen Bodstedt. Hier steigen wir kurz von unseren Motorrädern ab und lassen die Kulisse mit den Zeesenbooten auf dem Bodstedter Bodden wirken.
All zu lange können wir allerdings leider nicht verweilen. Unser Begleitfahrzeug ist in der Zwischenzeit nämlich auch gestartet und erwartet uns schon bald an unserem ersten größeren Stopp in Neuheide an der „Natur-Schatzkammer Edelstein- & Bernsteinzentrum“. Also sitzen wir wieder auf und setzen unseren Weg entlang der Boddenküste fort. Vom Bodstedter Bodden fahren wir nun entlang dem anschließenden Saaler Bodden weiter nach Saal und in die Bernsteinstadt Ribnitz-Damgarten.
Langsam rollen wir hier, im Stadtteil Ribnitz, am schönen Hafen entlang. Zum dadurch verpassten Rostocker Tor fahren wir noch eine extra Schleife. Dann geht es auch schon weiter auf die Bäderstraße Richtung Neuheide, wo unser Begleitfahrzeug schon eingetroffen ist. Unsere Begleiter haben die Zeit gut genutzt und schon ein paar Foto- und Videoaufnahmen in und um die „Natur-Schatzkammer Edelstein- & Bernsteinzentrum“ gemacht. Direkt neben dem „Edelstein- & Bernsteinzentrum“ befindet sich der „Rastplatz für den kleinen Hunger“. Dort können angemeldete Gruppen einen leckeren Imbiss für kleines Geld bekommen. Das werden wir uns definitiv merken! Auch ein Besuch der „Natur-Schatzkammer“ lohnt sicher, werden doch neben ca. 2.000 Edelsteinen aus der ganzen Welt auch Bernstein, Muscheln und vieles mehr gezeigt. Für angemeldete Gruppen ist hier sogar eine Führung buchbar. Wir allerdings haben heute noch einiges vor und nutzen den kurzen Stopp lediglich für eine kurze Besprechung der Weiterfahrt. So drehen wir wieder um und fahren den Ribnitzer Landweg zurück.
Über Klockenhagen und Hirschburg erreichen wir das bekannte Ostseeheilbad Graal-Müritz, wo wir dem langen und breiten Ostseestrand einen kurzen Besuch abstatten möchten. Auch dürstet es die Ersten nach einer Mittagspause – am Strandaufgang 13 befindet sich das Fischrestaurant „Zur Boje“. Doch wir haben Pech. Es ist leider noch geschlossen. Wir gehen zum gleich hinter der Düne liegenden Strand und genießen zumindest kurz das Feeling, das aber letztendlich den Besuchern in Badehose
vorbehalten bleibt. Gern hätten wir noch den für Graal-Müritz so bekannten Rhododendron-Park besucht, aber die Zeit der Blüte ist gerade vorüber und unsere auch – wir müssen weiter.
Über Hinrichshagen und Markgrafenheide erreichen wir den Fährhafen Hohe Düne. Die Fähre fährt uns gerade vor der Nase weg. Aber kein Problem, in zehn Minuten legt die Nächste ab und so kommen wir
wenigstens in den Genuss, unsere Motorräder auf der Fähre ganz vorne abzustellen. Obwohl, ein bisschen nachhelfen müssen wir, aber auf unser nettes Bitten hin sind dann alle Autofahrer bereit, uns so viel Platz einzuräumen, dass wir uns sogar nebeneinander aufstellen können. Mit dem Rückblick auf die Yachthafenresidenz Hohe Düne legen wir ab ins gleich gegenüberliegende Warnemünde. Aber Moment mal! Da liegen ja AIDAs – und nicht nur eine, sondern gleich zwei. Was für eine Kulisse!
Was wir zu dem Zeitpunkt nicht wissen: Es ist bis dato noch nie vorgekommen, dass zwei AIDA-Schiffe gleichzeitig in Rostock-Warnemünde angelegt haben. Starkes Niedrigwasser in Kopenhagen zwang die AIDAbella zu einem Umweg über Warnemünde. Das Vordrängeln hat sich also gleich doppelt gelohnt. Am Abend laufen dann beide Schiffe gemeinsam aus Deutschlands bedeutendstem Kreuzfahrthafen auf große Fahrt aus.
Nicht nur zur Warnemünder Woche oder Hanse Sail lockt der Kreuzfahrthafen jedes Jahr Tausende von Touristen in das Seebad Warnemünde. Neben seinem Wahrzeichen, dem Leuchtturm mit dem Teepott sowie dem bekannten Warnemünder Strom mit seinen vielen alten Schiffen, hat Warnemünde mit bis zu 150 Metern den breitesten Sandstrand an der deutschen Ostseeküste.
So, nun aber runter von der Fähre – wir wollen zum besagten Leuchtturm. Wie wir feststellen müssen, ist das aber gar nicht so einfach, aktuell sogar unmöglich. Die Straßen rund um den Leuchtturm werden erneuert. Dazu kommen die Massen von AIDA-Touristen, was auch ein „Durchmogeln“ unmöglich macht. Aus diesem Grund müssen wir unser Vorhaben an dieser Stelle ausnahmsweise abbrechen. Nur unserem Addi gelingt es, sich „per pedes“ zum Leuchtturm vorzuarbeiten und dort einige Aufnahmen zu machen.
So fahren wir mit etwas größerem Umweg, dafür aber verkehrsgerecht, weiter zum Alten Strom. Dort parken wir unsere Motorräder sowie das Begleitfahrzeug etwas schräg, dafür aber unter Aufsicht von unserer Chauffeurin Kathleen. Wir machen uns auf in Richtung Fischbrötchen.
Am Stand vom Fischhus „Min Herzing“, direkt unterhalb der Brücke am Strom, stärken wir uns. Wie zu erwarten, ist es auch hier völlig überlaufen. Kaum zu glauben, dass Warnemünde einst nur ein kleiner Fischerort gewesen ist. Wir genießen etwas abseits im Schatten unser Fischbrötchen und halten uns nicht länger als nötig auf.
Über Diedrichshagen, Nienhagen und Börgerende-Rethwisch erreichen wir unser nächstes Ziel: den Bahnhof in Bad Doberan. Dort fährt gleich der „Molli“ in Richtung Kühlungsborn ab. Er ist eine der ältesten Schmalspurbahnen Deutschlands. Wir Motorradfahrer sind tapfer und warten als brave Fotostatisten die Abfahrt des Molli unter der heißen Sonne, gleichwohl unserer Kombis, ab. Dann fahren wir weiter zum berühmten Münster.
Das Zisterzienserkloster, dessen Kirche (das Münster) als „Perle der norddeutschen Backsteingotik“ bezeichnet wird, feierte 2011 seinen 825-jährigen Geburtstag. Im Mittelalter diente das Kloster als Grabstätte der mecklenburgischen Fürsten. Die Kirche – das Münster – wird vom Landesamt für Denkmalpflege als „das bedeutendste mittelalterliche Bauwerk in Mecklenburg-Vorpommern“ bezeichnet. Highlight im Innenraum: der älteste Flügelaltar der Kunstgeschichte. Für Interessierte finden täglich Führungen statt.
Wir haben die Gelegenheit genutzt, ein noch nicht ganz so gut besuchtes Münster anzufahren. Denn nur zwei Tage nach unserem Besuch beginnen die Feierlichkeiten zum 650-jährigen Jubiläum der Schlussweihe, die am 4. Juni 1368 und somit erst viele Jahre nach der Fertigstellung (der Rohbau war schon 1296 vollendet) vorgenommen wurde. Übrigens: Immer am Muttertag findet im Münster ein großer Bikergottesdienst statt. Während Addi nach einem geeigneten Platz für ein Foto sucht, werden wir zufällig von unserem alten Freund und Stralsunder Weggefährten Micha, der sich vor Kurzem in Bad Doberan in der Nähe des Münsters niedergelassen hat, entdeckt. Wir plaudern kurz mit ihm und bedauern wie auch er, dass wir heute keine Zeit für einen längeren Plausch haben.
Nun geht es größtenteils südlich der B105 quer übers Land zum Stadthafen nach Rostock. Dort möchten wir unter anderem dem historischen Eisbrecher „Stephan Jantzen“ einen Besuch abstatten. Der einst größte Eisbrecher des Landes und zweitgrößte Eisbrecher Deutschlands lag auch noch lange Zeit nach der Wende bei uns in Stralsund auf dem Dänholm. Seit Mitte 2018 gehört er der Hansestadt Rostock, die plant ihn als Museumsschiff zu betreiben. Am Stadthafen ist auch unser letzter gemeinsamer Stopp mit dem Begleitfahrzeug angesetzt. Zur Erfrischung gibt es alkoholfreie Kaltgetränke, während wir die Kulisse des Stadthafens mit den vielen Segelbooten genießen.
Danach fahren wir über wunderschöne kleine Straßen und Wege im Hinterland nach Marlow, wo wir uns alle noch ein wohlverdientes Softeis auf der Terrasse von Uhlirs Gasthaus direkt am Markt gönnen. Dabei referiere ich ein bisschen über diese schöne und sichtlich etwas reichere Gemeinde. Denn dem berühmten Vogelpark mit den niedlichen Kängurus und Loris statten wir diesmal keinen Besuch ab und auch an Marlows bekannten Wirtschaftsstandorten, der Brauerei und dem ScanHaus Marlow, fahren wir aufgrund des Tagesplans lediglich vorbei. Weiter geht es in Richtung Stralsund. Auf dem zweiten
Teil unserer rauschen Fahrt gibt es hier ein ganz besonderes fahrerisches Leckerli zwischen dem kleinen Ort Eixen und Behrenwalde. Hier wurde ein von Hügeln gleichmäßig durchzogener landwirtschaftlicher Nutzweg vollkommen neu ausgebaut und fein asphaltiert. So kommt hier, mitten auf dem Land, bei allen etwas „Australienfeeling“ auf.
Als kleines Abschlussschmankerl serviere ich den Teilnehmern, bevor wir ins Hotel zurückkehren, noch die fantastische Rügenbrücke und fahre mit ihnen zunächst an Stralsund vorbei und kurz noch rein nach Altefähr. Der Blick vom Hafen auf die Silhouette von Stralsund ist hier so beeindruckend wie einmalig. Auf gleichem Weg, über die Rügenbrücke, dabei die Silhouette der Hansestadt immer im Blick, geht es dann zurück in die MOTOBIKE-AREA des „Altstadt Hotels zur Post Stralsund“.
Wir klatschen ab, alle sind total happy und freuen sich über die am Ende vollbrachte große Tagesleistung. Als „Trophy“ dürfen sich alle über ein Basecap sowie ein personalisiertes T-Shirt der Marke BASECAMP OSTSEE TOURER freuen. Auch den alten Hasen hat diese Tour sichtlich viele neue Eindrücke vermitteln können und wir haben eine schicke neue Ostsee-Bodden-Tour in unserem Repertoire.